Welt kennen. Manuskripte verstehen.

Welt kennen. Manuskripte verstehen.Wie arbeitet ein Manuskriptberater?

Losgelöst vom Markt und vom Kollegenkreis sollte er nicht agieren. Er informiert sich bei Lektoren, etablierten Autoren, auch bei Ghostwritern, hält den Kontakt zu Verlagen.

Gleichwohl ist er kein Literaturagent, der seine Kontakte einsetzen kann.

Der Manuskriptberater bewahrt den Überblick. Geschrieben wird zwar für Leser. Sie aber bilden einen Markt. Seriöse Verlage achten auf die Qualität der Produkte. Nicht allein um den originären literarischen Anspruch geht es dort, sondern um ein Produkt, das von Käufern gern gelesen wird: fehlerfrei und logisch ist, gut gestaltet, gut gedruckt.

Das Thema muss attraktiv sein, wenngleich sie sich wiederholen. Nehmen wir die Liebe, und nehmen wir die Armut. Die Facette zählt, die Art der Darstellung.

Selbst habe ich viele Jahre als Verlagslektor gearbeitet. Nunmehr bin ich auch Verleger bei Quadrum Publishing House, einem Verlag, der in den USA und in Europa agiert. Doch produziert Quadrum Publishing House Bücher für Unternehmen und Organisationen.

Die Kommunikation mit Kollegen ist eine Art Fortbildung. Beispiel: Eng arbeite ich mit Karl-Heinz Smuda zusammen. Er ist Lektor und Ghostwriter in Berlin, bearbeitet und schreibt Werke für Interessenten aus Deutschland, Österreich und aus der Schweiz. Gelegentlich spricht er im Radio und im Fernsehen als wohl einziger seines Berufsstandes über unsere Arbeit.

Wir treffen uns regelmäßig, erörtern Themen. Gingen wir formal vor, müssten wir regelmäßig den Gesprächsfaden verlängern.

Also wechseln wir die Arbeitsorte.

Gelegentlich kooperieren wir vor Ort. Die Arbeitsebene kann sich so darstellen, dass wir gemeinsam wandern. Ich denke, dass solche persönlichen Einblicke in die Ernsthaftigkeit meiner Arbeit als Manuskriptberater statthaft sind. Regelmäßig lese ich die Werke von Lektor und Ghostwriter Smuda – an den Orten, an denen er sich befindet. Zuletzt gab es Einsätze in Mombasa, Rom, Oslo, Norfolk/USA und demnächst sogar in Mexiko.

Wer den Film von Roman Polanski „Der Ghostwriter“ gesehen hat, der sieht, dass der Regisseur der Realität sehr nahe kam, was die Rahmenbedingungen angeht.

Man muss in die Ferne streben, um die Heimat immer und immer wieder hoch schätzen zu können.

Indessen bringe ich Impressionen mit. Das gilt von langen Landstraßen in Amerika, von großen Supermärkten in den USA.

Solche Darstellungen finden sich in Manuskripten. Ich gleiche meine Erfahrungen ab, strebe nach Optimierung, wenn Schilderungen, die Großes in sich bergen können, beiläufig, fast schlagzeilenartig abgehandelt wurden: „Dann waren wir im amerikanischen Supermarkt einkaufen.“

Haben die Autoren nicht die übergroßen Einkaufswagen gesehen, die wir in Europa kaum kennen? Was ist mit den Parkplätzen vor weitläufigen Konsumhallen? Und die Details wie 5 Liter-Flaschen Orangensaft oder 10 Liter cholesterinfreie Milch für den Eigenbedarf machen klar, wie überdimensioniert eingekauft wird. Das hat seinen Grund. Der muss erläutert werden, gefällig, auch erheitert oder unverständig. Der Autor hat die Macht. Nutzen muss er sie. Darauf achte ich als Manuskriptberater in Berlin. Unbedingt.

Recherchereisen sind wichtig, um Manuskripte inhaltlich beurteilen zu können. Nicht zu vergessen sind die Dramaturgie, die Sprache und die unterschiedlichen Charaktere in Manuskripten. Gedanklich arbeitet ein Manuskriptberater auf vielen Ebenen und beachtet sie alle gleichzeitig.

Doch die Autoren sollten ihre Unsicherheiten selbst erkennen, um gute Ratschläge anzunehmen: Wie schreibe ich mein Buch? Besser: Wie schreibe ich mein Buchmanuskript. Denn ein Buch ist es noch nicht. Es soll eins werden. Daran arbeiten wir, der Autor und ich.